Durch die fortschreitende Besiedlung der USA, die zunehmende Industrialisierung und die wachsende Bevölkerungszahl wuchs das Bedürfnis nach der Freizeitreiterei. Es lag daher nahe, dass die überlieferten Gesetzmäßigkeiten der Vaqueros übernommen wurden, da der zur Verfügung stehende Pferdetyp diesem Fundamentalismus optimal entsprach. Ist doch das American Quarter Horse die zahlenmäßig größte Pferderasse der Welt. In der Sportreiterei wurden die Veranlagungen für die speziellen Disziplinen noch weiter selektiert, so dass schließlich hoch spezialisierte Pferdetypen zur Verfügung standen.

Die Verbreitung des Quarter Horse auf die Länder Europas, besonders Italien, Deutschland und Österreich, hatte begonnen und wird mehr und mehr fortgesetzt. Stehen doch in diesen Ländern hochwertige Deckhengste und Zuchtstuten zur Verfügung, um die Verbreitung dieser Pferderasse zu erreichen. Die Ausbildung dieser Pferde geschieht nach den alten Prinzipien, allerdings etablieren sich moderne Trainingsmethoden, welche ständig perfektioniert zu einem Höchstmaß an Leistung führen.

Feste Regeln in den einzelnen Disziplinen und eine der Tradition entsprechende Kleidung und Ausrüstung zeichnen diese Sportart aus. Für Turniere sind neben geprüften und anerkannten Richtern aus dem Inland auch ausländische Richter vorgeschrieben.

Alles in Allem sind die Disziplinen des Westernreitens ebenso fundamentiert wie die bei uns häufigere, englische Reitweise. Das Ausbildungsziel, ein losgelassenes, in Selbsthaltung an den Hilfen stehendes Reitpferd, ist beiden Reitweisen gemeinsam. Lediglich die Art der Hilfen ist unterschiedlich, wenn auch in jeder der beiden Arten traditionell gewachsen.

Wenn der englisch reitende Jagdteilnehmer selbstbewusst im roten oder grünen Reitrock, weißer Hose, Stiefeln und Reitkappe voller Stolz zum Halali oder der Dressurreiter in schwarzem Frack und Zylinder die Ehrenrunde auf der rechten Hand reitet, so hat der Westernstiefel mit den großen Radsporen, das Westernhemd, die gerade geschnittene, lange Hose, die Chaps und der Westernhut dieselbe Tradition im Westernreiten.

Denn nicht die Aufmachung und die Ausrüstung bestimmt die Philosophie einer Reitweise, sondern deren Grundlagen. Diese Grundlagen sind schon von den ersten Reitervölkern überliefert: "Die Beherrschung des Pferdes durch Aktivierung der Hinterhand zum Tragen in den Hanken unter Annahme der reiterlichen Hilfen, um den freiwilligen Gehorsam des Pferdes zu erreichen." Dies gilt für das Westernreiten ebenso, wie für andere bekannte und anerkannte Reitweisen.

Bei der Beurteilung der notwendigen Anforderungen an das "western" gerittene Pferd muss man voraussetzen, dass dieser Reitstil aus der aktiven Arbeitsanforderung entstanden ist. Das Pferd wurde ausschließlich dazu ausgebildet, um mit ihm Arbeit verrichten zu können. Ein wesentlicher Unterschied zum "englisch" gerittenen Pferd ist die Tatsache, dass die Arbeitsobjekte von der Reaktionsfähigkeit her dem Menschen deutlich überlegen sind und somit der Instinkt und die Reaktionsfähigkeit des Pferdes eine unbedingte Voraussetzung für die Funktion dieser Arbeitssymbiose waren und sind. Weil das so war, ist der Begriff "loose rein", der lose Zügel, überhaupt erst entstanden. Damit ist die Basis der Kommunikation zwischen Reiter und Pferd eine grundsätzlich andere, als beim "englisch" gerittenen Pferd. Solange der lose Zügel, nicht zu verwechseln mit einem weggeworfenen Zügel, dem Pferd signalisiert "alles in Ordnung", wird dieses weder Gangart noch Tempo wechseln. Da die Ausbildung des Pferdes dieses gelehrt hat, dass jederzeit eine Aktion von ihm verlangt werden kann und dass einer Aktion immer eine aktive Zügeleinwirkung vorausgeht, erhält eben dieser lose Zügel die Aufmerksamkeit des Pferdes. Die korrekte Ausbildung hat das Pferd auch gelehrt, sich auf der Hinterhand in Selbsthaltung zu tragen und der Vorhand nachzulaufen. Das Pferd weicht immer dem an der jeweiligen Halsseite anliegenden Zügel und dem gleichseitigen Schenkel. Durch Gewichtshilfen, der sogenannten Körpersprache, wird das Tempo vermindert oder erhöht. In den einzelnen Übungen, die vom Prinzip her der Arbeit an den frei lebenden Rindern entsprechen, wurden im Turnierbewerb Verfeinerungen und Abwandlungen eingeführt, die eine immer strengere und individuellere Spezialisierung des Pferdes verlangten.

Die Zucht sorgte mit der Selektionsauswahl dafür, dass immer hochwertigere Pferdeathleten entstanden, die in der Lage waren, die gültigen Anforderungen des Turnierbetriebes perfekt auszuführen.

Beispielsweise ist der "Sliding Stop" eine verzögerte Stop-Bewegung des Pferdes aus sehr hohem Galopptempo, eine reine Aktion der Show. Bei der Arbeit am Rind ist ein solcher Stop, bei dem das Pferd bis zu mehr als 8m vorwärts gleitet, nicht brauchbar. Dennoch ist der Sliding Stop aus dem Stop bei der Rinderarbeit entstanden. Ahnliches gilt für den Spin, eine Drehung auf der Hinterhand. Bei der Arbeit am Rind gibt es keine ganze Drehung, wenn das Rind die Richtung wechselt. In der Arena wird sie bis zur vierfachen Drehung in die Bewertung genommen, wobei Haltung des Pferdes und Tempo der Drehung wesentliche Beurteilungskriterien sind.